Übung macht den Meister

Den Spruch habt ihr sicher schon zahllose male gehört, aber leider ist auch etwas Wahres daran.

Fragt sich nur: WIE soll ich WAS üben und was ist richtig, was ist falsch?


Antworten auf diese Fragen versuchen wir auf dieser Seite bereitzustellen.

Inhalte auf dieser Seite:

Ein paar Infos vorab:

  1. beim Bogenschießen gibt es nicht grundsätzlich richtig oder falsch
  2. jeder Schütze macht seine individuellen Fehler
  3. ein guter Schütze kann seine Fehler immer gleichbleibend wiederholen
  4. der Pfeilflug folgt streng physikalischen Gesetzmäßigkeiten
  5. das Verhalten des Pfeils wird im Zeitraum vom Lösen der Sehne bis zum Verlassen des Nocks von der Sehne durch den Schützen beeinflusst – danach herrschen ausschließlich konstante Naturgesetze

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Konsequenz für ein gleichbleibendes Schießergebnis:

  • Alles, was wir tun, sollte bewußt geschehen und gleichbleibend reproduzierbar sein
  • die Grundtechnik kann nur in der Ebenen trainiert werden. Im Gelände ist jeder Schuss anders und somit nicht übertragbar.
  • unser Material (Pfeile) muss einheitlich sein (gleiches Material, gleiche Länge, gleicher Durchmesser, gleiche Spitze, gleiche Federn, gleiche Nocke). Andere Pfeile ergeben eine andere Trefferlage. Ein anderer Bogen selbstverständlich auch.
  • Die Kombination von Pfeilen und Bogen passen zu genau einem Schützen. Jeder andere Schütze wird mit dem Material ein anderes Trefferbild erzielen.

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Checklisten für Material und Schütze:

Material

  • Bogenhersteller und Modell (Mittelteil und Wurfarme)
  • Material Bogen (Mittelteil und Wurfarme)
  • Länge Bogen (Mittelteil und Wurfarme)
  • Zuggewicht Bogen (bei 28″ Pfeillänge)
  • Zuggewicht Bogen (bei Auszuglänge des Schützen)
  • Bogenarmschwinungsdämpfer (sofern vorhanden)
  • Sehnenmaterial
  • Anzahl Sehnenstränge
  • Länge Sehnenwicklung (oben, mitte, unten)
  • Material Sehnenwicklung
  • Nockpunkthöhe
  • Nockpunktmaterial
  • Nockpunktanzahl
  • Sehnenstandhöhe
  • Sehnendämpfer (sofern vorhanden)
  • Buttonmodell (sofern forhanden)
  • Buttondruck (sofern vorhanden)
  • Material Pfeilauflage
  • seitliche Pfeilposition
  • Visier-Modell (sofern vorhanden)
  • Visier-Einstellung (sofern vorhanden)
  • Stabilisations-Modell (sofern vorhanden)
  • Stabilisations-Einstellung (sofern vorhanden)
  • Klicker-Modell (sofern vorhanden)
  • Klicker-Einstellung (sofern vorhanden)
  • Release-Modell (sofern vorhanden)
  • Armschutz
  • Streifschutz
  • Tab / Handschuh
  • Fingerschlinge / Handschlinge (sofern vorhanden)
  • Kleidung (Ärmel, Oberkörper, Kopfbedeckung / Sonnenschutz)
  • Schuhe Halle
  • Schuhe Outdoor
  • Schutzkleidung bei Regen / Kälte
  • Material Pfeilschaft
  • Länge Pfeilschaft (ohne Spitze und Nocke)
  • Durchmesser Pfeilschaft
  • Wandungsstärke Pfeilschaft
  • Spine-Wert Pfeilschaft
  • Pfeilspitzenform
  • Pfeilspitzengewicht
  • Pfeilspitzenkleber
  • Pfeilfedermaterial
  • Pfeilfederfarbe (bei Meisterschaften müssen alle Pfeile gleich befiedert sein)
  • Pfeilfederlänge
  • Pfeilfederform
  • Pfeilfederkleber
  • Pfeilfederneigung
  • Pfeilnockengröße
  • Pfeilnockenmodell
  • Pfeilbeschriftung (bei Meisterschaften müssen alle Pfeile gleich beschriftet und einem Schützen eindeutig zuzuordnen sein)

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Schütze

  • Stand zum Ziel (Stellung der Füße)
  • Gewichtsverteilung auf den Füßen
  • Position des Körperschwerpunkts zwischen den Füßen
  • Knieneigung
  • Haltung des Oberkörpers
  • Kopfhaltung
  • Muskelspannung in den Oberschenkeln
  • Muskelspannung im Gesäß
  • Muskelspannung im Bauch
  • Muskelspannung im Rücken
  • Muskelspannung in den Schultern
  • Muskelspannung in der Brust
  • Muskelspannung im Nacken
  • Muskelspannung im Bogenarm
  • Muskelspannung im Zugarm
  • Position des Unterkiefers
  • Neigung der Bogenhand im Griffstück
  • Position der Bogenhandfinger am, auf oder neben dem Griffstück
  • Position der Bogenarmellenbeuge
  • Neigung / Streckung des Bogenarms im Ellenbogen
  • Position der Bogenarmschulter
  • Neigung des Bogenarms im Schultergelenk
  • Neigung des Bogens zur Senkrechten
  • Druckpunkt des Griffstücks in der Bogenhand
  • Position der Zughandfinger auf der Sehne
  • Position der Sehne auf den Zughandfingern
  • Neigung der Zughand an der Sehne
  • Drehung der Zughand an der Sehne
  • Position des Zugarm-Ellenbogens
  • Position des Ankerpunktes im Gesicht
  • Position der Sehne im Gesicht (Auszugslänge)
  • Position des Sehnenschattens am / auf dem Bogen
  • Atmung während der Schußvorbereitung
  • Atmung während des Zielvorgangs
  • Verteilung von Druck und Zug vor dem Abschuss
  • Timing zwischen Zielen und Lösen
  • Position der Zughandfinger während des Lösens
  • Muskelspannung der Zughandfinger während des Lösens
  • Position der Zughandfinger nach dem Lösen
  • Bewegung des Bogenarms während des Lösens
  • Position des Bogenarms nach dem Lösen
  • Position des Kopfes während des Lösens
  • Position des Kopfes nach dem Lösen
  • Körperspannung während des Lösens
  • Körperspannung nach dem Lösen
  • Atmung nach dem Lösen

Während die Materialeigenschaften nur selten oder bei unerklärlichen Abweichungen geprüft werden, müssen die Kriterien des Schützen bei jedem einzelnen Schuss neu “eingestellt” werden. Deshalb ist es wichtig diese so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn es mal “nicht so gut läuft” und die Technik ist in Ordnung, liegt es zwangsläufig am Schützen und einer der oben genannten Punkte ist anders als sonst.

Wo es geht, sollten Werte wie “Senkrecht”, “im rechten Winkel von…”, “maximal gestreckt oder eingezogen” und dergleichen probiert werden, weil diese Werte leicht reproduzierbar sind.

Werte wie “etwas schräg”, “leicht geneigt” oder “knapp neben…” sind dagegen ungenau zu beschreiben und somit bei jedem Schuss ein wenig anders als zuvor.

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Tutorials für Bogenschützen:

Im Internet sind zahlreiche Tutorial auffindbar von selbsternannten oder auch tatsächlichen Meistern ihrer Klasse, die mal mehr, mal weniger überzeugende Tips und Anregungen aufzeigen, die sich teilweise recht deutlich gegenseitig widersprechen.

Unser Tip zur Auwahl von Tipgebern: Wer von sich behauptet etwas richtig gut zu können, der hat dies auch bei entsprechenden Meisterschaften bereits unter Beweis gestellt. Wenn Ihr Eure Tipgeber also persönlich kennt und wisst, was die drauf haben, dann wisst ihr auch, was ihr erwarten dürft. Kennt ihr sie nicht persönlich, prüft am besten anhand von öffentlich einsehbaren Ergebnislisten, was Euer Tipgeber zu leisten in Stande ist. Wenn da nichts zu finden ist, hat das seine Gründe und Eure Erwartungen sollten entsprechend ausfallen.

Nachfolgend ein paar Tutorial-Links, die aus unserer Sicht hilfreiche Tips enthalten und eure Technik verbessern helfen können:

Unterschiedliche Bögen und ihre Eigenschaften

Basics und häufigste Fehler

Der richtige Stand

Der Griff am Bogen / Druckpunkt

Haltung des Bogenarms

Blaue Flecken am Bogenarm vermeiden

Der Auszug

Der Ankerpunkt

Das Lösen

Übung zum entspannten Lösen

Dämpfer, Gewichte und Stabis

Zieltechniken ohne Visier Teil 1 Teil 2

Zielen ohne Visier – Instinktives und Intuitives Bogenschießen

Abgriff beim Blankbogenschießen

Auszugtechniken für unterschiedliche Bögen

Auszug und Anker für Blank- und Langbogen

Übungen für Olympic Recurve-Schützen

Abstimmung von Pfeil und Bogen

Das richtige Zuggewicht

Bestimmen der Auszugslänge

Tillereinstellung

Grundeinstellungen olympischer Recurvebogen

Bogenschießen im Gelände

Bergauf- und Bergabschießen

Entfernung schätzen

Entferung schätzen bei Tunnel und Senken im Gelände

Krafttraining für Bogenschützen Teil 1 Teil 2

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Trainingserfolg:

Ein Trainingserfolg lässt sich nicht erzwingen. Je mehr Du treffen willst, desto weniger wird es gelingen. Da hilft dann nur Punkt für Punkt so lange zu trainieren, bis jeder dieser Punkte unbewußt richtig läuft.

Sowohl Anfänger, als auch sehr erfahrene Schützen denken nicht mehr groß über ihr Tun nach – sie tun es einfach weil es sich gut anfühlt. Der erfahrene und gut trainierte Schütze trifft nur deutlich zuverlässiger. Dazu braucht es jedoch andauerndes Training, damit auch die Feinheiten automatisch richtig sind. Dabei arbeitet auch der erfahrene Schütze ständig an irgendwelchen Kleinigkeiten, die eben seine persönlichen Schwachstellen sind.

Auf dem Diagramm unten soll stark vereinfach dargestellt werden, wie sich so ein Trainingserfolg abbildet:

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Trainingskurve

Woher kommt der Ergebnisknick?

Die Erfahrung zeigt, dass Schützen sehr oft in dem Moment, wo sie über die komplexen Zusammenhänge aufgeklärt werden, diese erstmal verarbeiten müssen, was vorübergehend zu schlechteren Ergebnissen führt. Nach diesem Tal sind sie jedoch in der Lage systematisch an ihren Schwächen zu arbeiten und können danach wesentlich größere Fortschritte erzielen als ohne diese Erkenntnisse.

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Und wieviel Training braucht es jetzt eigentlich?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein fortgeschrittener Schütze mit einer Trainingseinheit pro Woche (ca. 100 Pfeile) sein Niveau einigermaßen halten kann. Ab zwei Einheiten pro Woche können die Fähigkeiten ausgebaut werden. Für Spitzenleistungen braucht es nahezu tägliches Training. Trainiert ein fortgeschrittener Schütze längere Zeit gar nicht, wird er eine entsprechend lange Zeit brauchen um an die alten Ergebnisse anknüpfen zu können.

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Was ist ein gutes Ergebnis?

Die Antwort auf diese Frage hängt entscheidend von den Vorstellungen des jeweiligen Schützen ab. Für den einen reicht es aus, wenn er die meisten seiner Pfeile auf dem Ziel finden kann, weil er keine Lust zum Suchen hat. Ein anderer möchte bei offiziellen Meisterschaften gern unter den Top 10 auftauchen. Objektive Anhaltspunkte für die eigene Qualität geben in der Regel Qualifikationszahlen von Meisterschaften. Zur Gaumeisterschaft wird ohnehin jeder Vereinsschütze zugelassen, der gerne möchte. Da kann man schon sehen, was andere Schützen der gleichen Klasse so schießen. Für die Bezirksmeisterschaft braucht es dann schon ein Qualifikationsergebnis. Danach folgt bei uns die Oberbayerische, danach die Landesmeisterschaft und schließlich die Deutsche Meisterschaft. Entscheidet selbst, was Eure Ambitionen sind, aber vergleicht Euch bitte nur mit Schützen aus Eurer Bogen- und Altersklasse. Qualifikationszahlen werden übrigens für jede Meisterschaft anhand der gemeldeten Zahlen und der zur Verfügung stehenden Plätze neu bestimmt. Ihr könnt aber bei alten Meisterschaften nachsehen, wo die jeweiligen Qualifikationszahlen lagen – diese sind oft relativ ähnlich.

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Brauche ich einen Trainer?

Ein Trainer ist in den meisten Fällen sehr hilfreich. Schon aus dem einfachen Grund, weil ihr euch nicht selbst sehen könnt und eure eigenen Fehler euch sehr schlecht selbst auffallen.

Sehr hilfreich kann auch das Schießen neben oder vor einem Spiegel sein. Wenn ihr den Spiegel ein wenig kippt, könnt ihr euch selbst gut sehen und schießt über den Spiegel hinweg. Darüber hinaus sind Video-Aufnahmen sehr aussagefähig, weil grad der Abschuss extrem kurz dauert, aber oft die entscheidenden Fehler enthält und damit das Trefferbild stark beeinflusst. Auch hierfür ist eine zweite Person sehr hilfreich um den Focus der Aufnahme genau auf Euren Trainingsschwerpunkt zu legen.

Erfahrene Schützen können sich natürlich auch gut gegenseitig beobachten und Tips geben um gemeinsam besser zu werden.

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